Ich will die neue Leitfigur sein
Saerbeck/Kreis Steinfurt - In einer mit Spannung erwarteten Wahl setzte sich am späten Samstagnachmittag mit 113 Stimmen gegen den bisherigen Vorsitzenden Jürgen Mußmann aus Greven durch. Für ihn stimmten in der mit 210 anwesenden stimmberechtigten Mitgliedern größten Versammlung in der Geschichte der Kreis-FDP 96 Mitglieder. Die 48-jährige Bundestagsabgeordnete der FDP aus Steinfurt hatte zuvor in einem Zwölf-Punkte-Programm unter anderem die Einrichtung einer professionell geführten Kreis-Geschäftsstelle versprochen. Mußmann hatte sie vorgeworfen, innerparteiliche Transparenz verhindert und die Partei nur unzuverlässig geführt zu haben.
Während Mußmann für ein „Weiter so“ stehe, werde sie „die Fenster öffnen für frischen Wind“, versprach sie.
Was sie darunter versteht, erläuterte sie in einem Zwölf-Punkte-Plan: Es werde wieder regelmäßige Vorstandssitzungen geben, zu denen auch fristgerecht eingeladen werde. Neumitglieder müssten nicht lange auf die Aufnahme warten und es werde auch wieder regelmäßige Ortsverbands-Sitzungen mit dem Kreisvorstand geben. Das lange angekündigte interne Mitteilungsblatt „Gelbe Seiten“ werde mit ihr noch vor Ostern realisiert und sie werde für „ein gutes Team“ im Kreisvorstand sorgen, das „persönliche Eitelkeiten“ außer Acht lasse. Ein Kreisvorstand mit ihr an der Spitze werde eine „professionelle Pressearbeit“ leisten und „die einsamen Hinterzimmer verlassen.“ Eine neue Kreisgeschäftsstelle, besetzt mit Wolfgang Welp, werde für alle Mitglieder Servicefunktion haben. Die FDP werde sie „wie ein Unternehmen“ führen. Sie stehe für Zuverlässigkeit und Kompetenz und wolle gerne die neue Leitfigur der Partei sein, sagte Bögel. Das wichtigste sei, dass es „menschlich wieder stimmt“ im Kreisvorstand und nicht „hinter vorgehaltener Hand übereinander geredet werde.“
Das alles war wohl auch als gezielter Angriff auf Mußmann zu verstehen, der für solche Zustände ja verantwortlich sei. Dass sie selber ja auch als Vorstandsmitglied Verantwortung getragen habe und dass sie sich früher hätte einbringen sollen, warf ihr Mußmann später vor: „Wer jetzt den Vorstand kritisiert, zeigt mit dem Finger auch auf sich selber“. Dem Einwand der Ämterhäufung begegnete er sogar mit der Ankündigung, eventuell seinen Parteivorsitz in Greven und, sollte er in den Landtag einziehen, auch das Kreistagsmandat aufzugeben. Vergeblich.
Die Mehrzahl der Delegierten wollten am Ende die Frau, die frischen Wind versprach. Mit 17 Stimmen Abstand fiel ihr Vorsprung recht deutlich aus. Und sie versprach: „Ich lege noch eine Schippe drauf“.